Lavendel: Anbau / Verarbeitung

Mevouillon (1) Lavendelkultur bei Mévouillon / Les Baronnies im Département Drôme
Hier wird der Lavendel nicht nur für die Duftstoffgewinnung kultiviert, sondern auch für die Gewinnung der Blüten, die getrocknet in den Handel kommen.
Senanque (2) Kloster Sénanque
In einem kleinen Tal unweit von Gordes im Süden der Vaucluse liegen die Lavendelfeldern der alten Zisterzienserabtei Sénanque - touristische Attraktion und begehrtes Postkartenmotiv.
Rustrel (3) Blautöne im Spiegel des Lichtes
Ungefähr 20 Lavendelsorten werden kultiviert. Die Farbpalette der Blüten, die von Hellblau bis Violett reicht, verändert sich durch alle Stadien der Blütezeit und zeigt auch bei jedem Sonnenstand andere Farbeffekte.
LavendelKarte

Lavendelgebiete in Südfrankreich

Wilder Lavendel ist in den Bergregionen zwischen 600 und 1600 Höhenmetern beheimatet. Von der Ostflanke des Mont Ventoux aus erstrecken sich die heutigen Lavendelkulturen weit nach Nordwesten bis fast auf die Höhe von Valence und ost-südostwärts bis nahe an die Parfümstadt Grasse. Die westlichen Hochflächen und Vorgebirge der Meeralpen bilden heute also die Hauptanbaugebiete. Der Echte Lavendel (Lavendula officinalis) wird vorzugsweise in 600 - 800 m und der Lavandin, eine Kreuzung aus Lavendula officinalis und Speik-Lavendel, in Höhenlagen zwischen 400 und 600 m kultiviert.

Nahaufnahme (4) Von Ende Juni bis Ende August steht der Lavendel in voller Blüte. Jetzt reichern sich die etherischen Öle in den Epidermalhärchen auf den Blüten, Blättern und oberen Teilen der Stängel stark an.
Mikro (5) Duftbehälter
Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen (rechts) zeigen die prallen, etwa 0,05 mm großen, ölgefüllten Zellen auf der Oberfläche der Blütenkelche. Jeder Stängel dieser zu den Lippenblütlern gehörenden Pflanze ist mit zahlreichen Blütenkelchen übersäht (links).
Destille_1 (6) Lavendelanbau und Verarbeitung haben in Südfrankreich eine Jahrhunderte alte Tradition. Die Wasserdampfdestillation war eine bäuerliche Technik, die gleich auf den Feldern oder am Dorfrand betrieben wurde, wenn die abgeernteten Pflanzenteile in der Sonne getrocknet waren.
Destille_2 (7) Der Alembic
In kupfernen Kesseln mit helmartigem Aufsatz wurde der Lavendel früher destilliert - über offenem Holzfeuer. Die Dämpfe wurden in einem Schlangenkühler einfach durch ein Wasser gefülltes Holzfass geleitet.
Lavendelernte (8) Mit Handsicheln wurden die wertvollen einjährigen Blütenstängel früher von den mehrjährigen Teilen des Lavendels abgeschnitten. Eine vierköpfige Bauernfamilie brauchte beispielsweise in den 60er-Jahren für ihre 7 Hektar Lavendelfelder ungefähr 20 Tage für den Sichelschnitt. Heute ist bäuerliche Handarbeit im Lavendelanbau nicht mehr bezahlbar.
Vollernter (9) Moderne Landmaschinen mit ausgeklügelten Schneidwerkzeugen ernten in der Zeit zwischen Mitte Juli und Mitte September zügig die Felder ab. Nur die Mechanisierung und Modernisierung mit der damit verbundenen Einsparung von Arbeitskräften hat diese Kultur in Südfrankreich erhalten.
Erntewagen (10) Für die Gewinnung der etherischen Öle müssen große Mengen an Erntegut bereitgestellt werden. Für ein Kilo des begehrten etherischen Lavendelöls müssen 120 - 130 kg Echter Lavendel bzw. ca. 60 kg des Lavandins destilliert werden.
Containerdestille (11) Containerdestille
Das modernste Verfahren ist die Container-Destillation. Diese großen Behälter werden schon auf den Feldern befüllt und dann zu den Destillerien gefahren. Der große Deckel mit dem Dampfableiter schließt den Container hermetisch. Von unten wird dann heißer Wasserdampf zugeleitet, der die etherischen Öle mitreißt und in den Kühleranlagen wieder kondensiert.
Florentinerfass (12) Früher benutzte man "Florentiner Flaschen", in denen sich die ölige Lavendelessenz von der wässrigen Phase des Destillates schied.Ganz ähnlich funktioniert dieses Fass. Das Lavendelöl sammelt sich wegen der geringeren Dichte oben, läuft durch die obere Öffnung aus und wird in das linke Fass abgefüllt. Das Lavendelwasser, das in viel größeren Mengen anfällt, füllt man ebenfalls in Fässer ab. Es enthält noch immer genügend Duftstoffe, um in der Parfüm- und Kosmetikindustrie verwendet zu werden.
Die Fotos 6 und 7 wurden von Paul Rasse in dem französischen Buch La Cité Aromatique/ Les Editions Serre, Nizza veröffentlicht.
Sie stammen aus der Fotothek des Internationalen Parfümerie-Museums in Grasse. Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen der Lavendelblüte (Bild 5) wurden im Botanischen Institut der Universität Saint-Étienne angefertigt (Laboratoire de Biologie Végétale / A. Perrin und M. Colson)

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