Das Ötzi-Projekt (Kupfergewinnung)Chemie in den Kontext gestellt von Klaus Wloka |
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Einstieg: |
Metalle begleiten uns im Alltag, sie spielen im Bereich der Geräte, Werkzeuge und Konstruktionen eine überragende
Rolle. Was liegt also näher, als dass Schülerinnen und Schüler metallene Dinge aus ihrem
häuslichen Umfeld mitbringen und vergleichend betrachten?![]() Jeder Schüler bringt drei Gegenstände aus oder mit Metall in die Schule. Die Gegenstände werden auf dem Lehrertisch gesammelt und nach Kriterien geordnet, die die Schülerinnen und Schüler selbst festlegen, z.B..
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... und wie es dazu kam | Wie stellt der Mensch die Metalle her? Wie gewinnt er sie? Diese Impulsfragen fördern das Vorwissen zu Tage, das in Schulbüchern entdeckt, vom Hörensagen oder in Fernsehbildern aufgeschnappt wurde. Der Begriff Erz als metallliefernder steiniger Rohstoff ist meist geläufig. Interessant sind die Antworten, da sie häufig die Fehlvorstellungen Erwachsener widerspiegeln: Das Metall wird aus Erzen erschmolzen (etwa wie Schmalz aus fettem Speck?) Die Metalle stecken im Inneren der Steine (etwa wie ein Kern in der Kirsche?) Metalle werden im Hochofen hergestellt (da hat jemand die "Sendung mit der Maus" gesehen.) Mit einer Karikatur zur prähistorischen Metallgewinnung wird das Thema in einen geschichtlichen Kontext gestellt. ![]() |
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"Ötzi", wie der Mensch aus dem Gletschereis am Alpenhauptkamm liebevoll genannt wird, soll den Weg weisen. Wie hat er sein Kupferbeil hergestellt? Welche Stoffe benutzte er, welche Technik? |
Ötzi - der Mann mit dem KupferbeilAn dieser Stelle gewinnen die Schülerinnen und Schüler einen kleinen Einblick in die Lebensweise des Menschen, der vor etwa 5300 Jahre gelebt hat. Sie sollen darüber ein Infoposter (Lernplakat) erstellen. Eine ganze Reihe von Medien stehen dazu zur Verfügung:
Ein Blick auf die historisch belegte Geschichte der Kupfernutzung zeigt, dass gerade im Zeitalter der Gletschermumie "Ötzi" ein rasanter technischer Fortschritt einsetzte:
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Ötzis Dilemma |
Ötzis Freund hat Geburtstag. Er würde ihm gern ein Kupferbeil schenken. Er durchstreift nun schon seit Tagen die Berge,
kann aber keine Kupfernuggets mehr finden. Der Mann versucht in Nachbardörfern Kupfer gegen Tierfelle einzutauschen, doch hat
er leider keinen Erfolg. Es scheint an den bekannten Fundstellen keine „Kupfersteine“ mehr zu geben.
Zwar hat sich mittlerweile viel grünes Gestein angesammelt, doch was kann man damit schon anfangen? |
Was ist Malachit? |
In Reagenzglasversuchen erhitzen die Schülerinnen und Schüler über dem Gasbrenner kirschkerngroße Stücke von Malachit.
In Erwartung einer Bildung von rötlich glänzendem Kupfer werden sie enttäuscht. Tatsächlich entsteht beim Erhitzen des basischen
Kupfercarbonats ab ca. 230 ºC Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid und Kupfer(II)-oxid CuO.
Helfen die Fundstücke bei Ötzis Mumie weiter, oder die Überlegung, auf welche Materialien er damals zugreifen konnte? Nun werden die kleinen Brocken Kupferoxid (Schüler nennen sie "gebrutzelten Malachit") zusammen mit Holzspänen, Holzkohle, Laub, Stroh oder Heu in weiteren Reagenzglasversuchen erhitzt. Diesmal gelingt es - alle Materialvorschläge waren gut!: Es entsteht ein roter Feststoff und weiter außen eine rosa-metallisch glänzende Zone: echtes Kupfer. Die Reaktion ist temperaturabhängig: bei 450 ºC entsteht Kupfer(I)-oxid (roter amorpher Feststoff) und bei 530 ºC bilden sich feine Kupferdendriten. Die Produkte, die bei diesen Reagenzglasversuchen entstehen, lassen sich gut unter der Stereolupe betrachten. ![]() ![]() |
Chemie verstehenWelche Rolle spielen die eingesetzten Materialien bei diesem Versuch? Die Lerngruppe hat erkannt, dass die
Wegnahme des gebundenen Sauerstoffs aus dem Kupferoxid der entscheidende Vorgang ist, sie hat den Begriff Reduktion kennen gelernt. |
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Nun wird in einem selbst gebauten Gebläseofen eine größere Portion Kupferstücke und -Nuggets aufgeschmolzen und in eine
Form gegossen, deren innerer Hohlraum mit einem Holzbeil ausgeformt wurde. ![]() ![]() |
Weitere Verwendung von KupferHeutzutage wird Kupfer vielfältig eingesetzt. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete ist die Elektroinstallation. Nach Silber besitzt Kupfer die höchste Leitfähigkeit für elektrischen Strom und wird deshalb gerne für elektrische Leitungen verwendet: Dazu zählen leitende Bauteile, die in elektrischen Maschinen eingesetzt werden, genauso wie Leiterbahnen auf Leiterplatten und in integrierten Schaltkreisen. Deshalb ist das Edelmetall auch für die Elektronikfertigung von großer Bedeutung und gehört für Unternehmen wie die Ihlemann AG, die Leiterplatten bestücken, fest zu den benötigten Ressourcen. Weitere Verwendung findet Kupfer als Kupferblech: Damit können Dächer gedeckt werden. Auf diesen entwickelt sich mit der Zeit grünliche Patina, die das Dach schützt - darum sind solche Dächer äußerst langlebig. Auch im Kunsthandwerk wird Kupfer verwendet, zum Beispiel für Kupferstiche. |