Räucherstäbchen: einfach Lavendelrispen echte Räucherstäbchen |
Salpeter macht's möglich: selbstglühende Holzkohle nicht nur zur Weihnachtszeit Räucherkegel selbstgemacht |
Harze - Hölzer und mehr: Materialbeschaffung |
Aloe, Asant, Benzoeharz, Cascarilla-Rinde, Drachenblut, Galantwurzel, Galbanumharz, Ginseng, Kalmus, Kampfer, Kopal, Mastixgummi, Myrrhe oder Stakte, Opoponax-Harz, Perubalsam, Sandelholz, Styraxharz, Terpentine, Tolubalsam, Wacholderholz, Weihrauch, Zedernholz, Zimtrinde und Zypressenholz.
Es hat sich vieles verändert.
Obwohl wir seit langer Zeit alle Pflanzenmaterialien kennen, von denen direkt oder beim Räuchern wohltuende aromatische Gerüche
ausgehen, ist es heute gar nicht so einfach, diese Rohstoffe zu bekommen, denn sie werden nur wenig im Kleinen gehandelt.
Vielleicht kann der Apotheker oder Drogist vor Ort das Eine oder Andere aus seinen (meist recht alten) Beständen zur Verfügung
stellen, etwa Benzoe und Styrax, Aloe, Kampfer und Mastix sowie Tolubalsam, der für Hustensäfte gebraucht wird.
Früher war ohnehin die beste Adresse zur Beschaffung all der Harze, Hölzer, Wurzeln, Kräuter und Samen die kleine Drogerie oder
die Apotheke um die Ecke. Aber in Zeiten, wo der Pharmagroßhandel fast nur noch industriell gefertigte Arzneimittel
distributiert und die kleinen Drogerien einigen wenigen grün-bunten oder blauen Drogeriehandelsketten gewichen sind, muss
man schon Glück haben, irgendwo aus alten Beständen Benzoe oder Tolubalsam aufzutreiben.
Ist damit die Handelskultur mit den Räucherwerk-Rohstoffen wieder mal am Ende - wie damals, als 1453 nach der Eroberung von
Konstantinopels durch die Türken alle Handelswege aus dem vorderen und mittleren Orient abgeschnitten waren? Nein, nur muss man
sich heute modernster Methoden bedienen:
Befragen wir das Internet zum Stichwort "Räucherwerk", so finden wir dort eine ganze Reihe von Literaturhinweisen und das, was wir
eigentlich suchen, die Online-Vermarktung von allem, was an Rohstoffen und Zubehör benötigt wird.
Darüber hinaus halten viele Webseiten detaillierte Informationen über die einzelnen Harze, Hölzer, Kräuter und Gewürze bereit
und geben Tipps zur richtigen Verwendung bei der Herstellung von Räucherwerk.
Tipp: Wer alles aus einer Hand beziehen möchte, der wende sich an die Fa. Klüver und Schulz in Hamburg, die zum Thema Duftstoffe, Räucherwerk- und Parfümherstellung die notwendigen Zutaten in den für die Unterrichtspraxis kleinen Mengen bereitstellt. Inhalt der Duftbox "PROFUMO" |
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Wer keine Duftbox beschaffen will oder kann und auch keine gut sortierte Apotheke oder Drogerie in der Nähe hat, braucht trotzdem
nicht zu verzweifeln. Zimtrinde hat man zu Hause, frisches Kiefernharz in den nahegelegenen Parks oder Wäldern und vielleicht
hilft eine Friedhofsgärtnerei in der Stadt, an holzige Zweige von Wacholder, Zeder und Zypresse heranzukommen. Das getrocknete
Holz lässt sich auf einer Feile gut pulverisieren.
Holzkohlenglut als Basis
Holzkohlestücke hat man eigentlich immer. Wenn nicht etwas Grillkohle vom letzten Sommer übrig geblieben ist, findet man sicherlich
in der Schulchemikaliensammlung eine Dose mit größeren und kleineren Stücken.
Schwierigkeiten bereitet allerdings das Anzünden, Streichhölzer und Feuerzeug versagen gänzlich. Allerhöchstens mit dem
Bunsenbrenner bringt man ein kirsch- bis walnussgroßes Holzkohlestück zum Glühen, aber man hat keinerlei Garantie, das dieses Stück
dann auf einer feuerfesten Unterlage auch bis zur Veraschung durchglüht.
Wesentlich besser geeignet ist spezielle Räucherkohle,
die fein verteiltes Salpeter (Kaliumnitrat) enthält und sich nicht nur leicht anglimmen lässt, sondern auch problemlos langsam
durchglüht.
Wie bringt man Salpeter in ein Holzkohlestück?
Ganz einfach, denkt man: Man stellt eine recht konzentrierte Kaliumnitratlösung her (4-5 Teelöffel Salpeter auf ca. 100 ml Wasser)
und gibt die Kohlestücke hinein. So ein Pech, die Stücke schwimmen obenauf, sie denken nicht daran, ihre feinen luftgefüllten
Poren im Innern zu öffnen und sich mit der Salpeterlösung voll zu saugen.
Da hilft nur ein Trick: Man füllt Holzkohle und Salpeterlösung in einen kleinen Weithals-Rundkolben um, setzt einen
durchbohrten Stopfen auf, in den man die Spitze eines Kolbenprobers einführt. Nun zieht man den Kolbenprober auf und schafft so
einen kräftigen Unterdruck im Gefäß. Die Holzkohle sprudelt wie ein Brausewürfel. Die Luft entweicht, die Salzlösung dringt tief ein.
Jetzt müssen die Kohlestücke nur wieder getrocknet werden und die Räucherkohle ist fertig.
Nun kann man in vielen Versuchen Mischungen und Mischungsverhältnisse austüfteln und prüfen, welche pulverisierten Harze und Hölzer
nun ein aromatisches wohltuend duftendes Räucherwerk ergeben. Hinweise über Wirkungen bestimmter Rauchkompositionen auf Körper
und Seele findet man in der Esotherik-Literatur, unter anderem in dem Buch Geheimnisvolle Düfte von Sabrina Ullrich.
Material:
Kräuter und Gewürze aus der Küche, Holzstücke von Wacholder, Kiefer, Zeder, Zypresse, Kiefernharz, Weihrauch
Reibeschale mit Pistill, Löffelspatel, Pfeffermühle, evtl. Gewürzreibe aus Metall, Holzfeile oder Schmirgelpapier
Durchführung:
Zunächst erzeugen wir das Räucherpulver:
Die Samen und Kräuter werden gemischt und in der Pfeffermühle zu Pulver vermahlen. Größere Stücke zerreibt man. Die spröden Harze
lassen sich zum Teil mit dem Pistill zerdrücken und zerkleinern. Die Holzstücke pulverisiert man auf der Feile oder durch Reiben
auf Schmirgelpapier.
Alle Pulverportionen werden nun zusammengebracht und gut miteinander vermischt. Alle verwendeten Bestandteile und ihre Mengen werden
notiert um eine gute Rezeptur reproduzierbar zu machen. Man achte darauf, dass mindestens doppelt soviel Holz- und Kräuterpulver wie
Harz in der Mixtur sind.
Das Räucherpulver ist nun fertig. Man kann es gleich einmal testen, indem man es auf ein Stück glühende
Holz- oder Räucherkohle aufstreut.
Unsere Brennhilfe: Salpeter
Man misst die Räucherportion mit dem Löffelspatel ab: Für jeweils 9 Löffel benötigen wir einen Löffel Salpeter, den wir in der
Reibeschale mit dem Pistill fein pulverisieren. Das Salpeterpulver wird danach mit dem Räucherpulver intensiv vermengt.
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Mit einer Muskatreibe lassen sich einige Rohstoffe fein zerkleinern. | Gummi arabicum löst sich in Wasser langsam zu einer Klebstofflösung auf. |
Wir formen Räucherkegel
Gummi arabicum, ein getrockneter Pflanzensaft, wird für 2 Stunden mit Wasser zum Quellen gebracht. Diese zähe Masse steht dann
als Bindemittel zur Verfügung. Mit dem Spatel mischen wir kleine Portion davon zusammen mit dem Räucherpulver, bis ein fester
knetbarer Teig entsteht. Daraus lassen sich mit den Fingern 2-cm-lange Spitzkegel, Kugeln, Tetraeder oder kleine Rollen formen.
Sie werden an der Luft getrocknet.
Herstellung einfacher Lavendel-Räucherstäbchen
Lavendel ist in den letzten Jahren in vielen deutschen Gärten heimisch geworden, notfalls besorgt man sich einen Strauß dieser
Blütenrispen im Blumengeschäft. Die Stängel der duftenden Pflanzen werden von den Blüten befreit (diese kann man wegen ihres
herrlichen Duftes anderweitig nutzen).
Aus 200 ml warmem Wasser und 30g Salpeter stellt man sich eine Salzlösung her, in die man die blütenlosen Stängel für ca. 30 min
einlegt. Danach werden sie an der Luft getrocknet.
Diese Lavendelräucherstäbchen glimmen langsam ab und erfüllen den Raum dabei mit einem trocken-rauchigen Lavendelduft, der
einen an den Duft feiner Seifen erinnert.
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«« Mit einer Sprühflasche kann man die salpetergetränkten Stäbchen befeuchten... ... dann haftet das Räucherpulver gut an. Die Prozedur wird mehrfach wiederholt. »» |
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Räucherstäbchen mit orientalischen Düften
Als Trägermaterial können entweder die nach dem oben beschriebenen Verfahren vorbereiteten Lavendelrispen genutzt werden oder andre
dünne Pflanzenhalme, -rispen oder Holzspleiße. Von Stücken eines Bambusrohres kann man mit einem scharfen Messerchen besonders
dünne feste Spleiße abspalten - mit weniger als 0,1 mm2 Querschnitt.
Die Trägerstäbchen werden auf ca. 15 cm Länge geschnitten und zur Aufnahme von Salpeter für etwa eine Stunde in ein Reagenzglas
mit konzentrierter Kaliumnitratlösung ( 5-10 g auf 50 ml warmes Wasser) gestellt. Wichtig ist, dass ein Stück von ungefähr 5 cm
nicht von der Salpeterlösung getränkt wird - das "Griffstück". Danach werden die Stäbchen getrocknet.
Die Materialien wie zur Herstellung der Räucherkegel werden bereitgestellt: Lösung von Gummi arabicum als Bindemittel,
gepulverte Hölzer, Harze und Gewürze sowie Holzkohlepulver. Man mischt sich nun daraus unterschiedlich komponierte Räucherpulver
zusammen, (der Harzanteil sollte nicht mehr als die Hälfte ausmachen).
Dann bestreicht man die Stäbchen mit Gummi arabicum und wälzt sie in den vorbereiteten Pulvergemischen. Oder man füllt
Gummi-arabicum-Lösung in eine kleine Sprühflasche, benetzt das Stäbchen und streut das Räucherpulver auf die befeuchteten Stellen.
Nach dem Trocknen kann man eine zweite, danach eine dritte Schicht und so weiter aufbringen, bis sich eine ca 1-mm-Schicht
gebildet hat. Die selbstglimmenden Räucherstäbchen können nach dem letzten Trocknen entzündet werden.